Freitag, 30. März 2018

Für eine politische Lösung! Demo am 1.4. in Berlin: 12 Uhr, Brandenburger Tor


Vor einer Woche wurde Carles Puigdemont, Präsident Kataloniens, in Schleswig-Holstein festgenommen. Grundlage ist ein internationaler Haftbefehl, der von der spanischen Regierung gegen insgesamt 13 katalanische Politiker*nnen mit dem Vorwurf der Rebellion erlassen wurde. Aktuell sitzt Puigdemont in Gewahrsam in der JVA Neumünster, während über seine Auslieferung entschieden werden soll. Hintergrund sind der als illegal angesehene Volksentscheid vom 1. Oktober 2017, der mit brutaler Polizeigewalt zu verhindern versucht wurde, und die Parlamentswahlen im Dezember letzten Jahres, bei denen die katalanischen Bevölkerung, höchst enttäuscht von der mangelnden Dialogbereitschaft der Zentral-Regierung in Madrid innerhalb der letzten Jahre, für eine Unabhängigkeit vom spanischen Staat gestimmt und gewonnen hatte.

Am 1. April 2018 findet in Berlin eine Demonstration "Für eine politische Lösung – Freiheit für die katalanischen Politiker*innen" statt: 12 Uhr, Brandenburger Tor.



Hintergrund sind der als illegal angesehene Volksentscheid vom 1. Oktober 2017, der mit brutaler Polizeigewalt zu verhindern versucht wurde, und die Parlamentswahlen im Dezember letzten Jahres, bei denen die katalanischen Bevölkerung, höchst enttäuscht von der mangelnden Dialogbereitschaft der Zentral-Regierung in Madrid innerhalb der letzten Jahre, für eine Unabhängigkeit vom spanischen Staat gestimmt und gewonnen hatte.

Der Ursprung für all dieses Unheil macht sich am katalanischen Autonomie-Statut vom 2005 fest. Es sollte Katalonien mehr Autonomie ermöglichen. Nach mehreren Abänderungen wurde das Statut vom damaligen spanischen Parlament ratifiziert, vom König unterschrieben und von der katalanischen Bevölkerung per Referendum angenommen. Der Volkspartei, die auch aktuell die Regierung stellt, war das Statut aber trotzdem nicht genehm. Sie hat es angefochten und 2010 vom Verfassungsgericht kassieren lassen, wodurch viele Paragraphen gestrichen oder abgeändert wurden, wodurch die zuerst anerkannten Rechte und Kompetenzen wieder zurückgenommen wurden. Besonders die Art, wie das Statut gescheitert ist, hat Empörung unter der katalanischen Bevölkerung ausgelöst. Die Angriffe gegen unzählige Initiativen und Gesetzte der Katalanischen Regierung häuften sich seitdem ständig.
Mit der Unabhängigkeit kämpft die katalanische Gesellschaft für einen Bruch mit dem autoritären Postfrankismus, für einen verfassungsgebenden Prozess, Selbstorganisation, soziale Reformen und eine solidarische Gesellschaft. „Souveränität“ wird dabei als Synonym für das politische und demokratische Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung verstanden.

Das postfrankistische spanische Regime, unter Federführung des reaktionären Präsidenten Mariano Rajoy, reagiert auf diese Bestrebungen mit scharfer Repression: Polizeigewalt, Entmachtung der katalanischen Autonomie und willkürliche Verhaftungen. Jetzt wird mit der Androhung jahrelanger Gefängnisstrafen für VertreterInnen der Unabhängigkeitsbestrebungen versucht, die katalanische Freiheitsbewegung zu zerschlagen.

Die Repression trifft und betrifft aber mittlerweile auch jede/n in ganz Spanien, die sich besonders kritisch über Regierung oder Krone äußern. Mit Hilfe des neuen sogenannten Knebelgesetzes, das die Meinungsfreiheit enorm einschränkt, werden Rapper, Twitter, Künstler, Schauspieler etc. zensiert, hohe Geldstrafen gegen sie verhängt bzw. sogar inhaftiert. Die Regierung fühlt sich sogar von gelben Schleifen, die für die Freiheit der politische Gefangene getragen werden oder von der Farbe Gelb überhaupt angegriffen.

Dagegen scheint die skandalöse Korruption, die in der Regierung selbst und im königlichen Haus gut verankert ist, kein Grund für Haft oder Strafe überhaupt zu sein. Mit einer eventuellen Auslieferung Puigdemonts würde die deutsche Regierung einem autoritären Regime in die Hände spielen und sich aktiv gegen progressive Alternativen zum seit Jahren andauernden europaweiten Verlust an Demokratie stellen. Zudem würde die Auslieferung den Konflikt nur verschärfen. Wenn man aus der Geschichte lernen möchte, sollte man hier auch an Lluís Companys erinnern, der von den Nazis an die Frankisten ausgeliefert und von diesen sofort in Barcelona hingerichtet wurde. Auch wenn sich heute keiner so ein Ende in Europa vorstellen kann, die Situation erweckt bei der katalanischen Bevölkerung automatisch solche grausamen Erinnerungen.

Wir fordern die sofortige Freilassung von Präsident Puigdemont und eine politische Lösung des Konflikts, wie es sich in einem demokratischen Europa des 21. Jahrhunderts gehört.

Am 1. April 2018 findet in Berlin eine Demonstration "Für eine politische Lösung – Freiheit für die katalanischen Politiker*innen" statt: 12 Uhr, Brandenburger Tor.
  • Freiheit für alle katalanischen politischen Gefangenen!
  • Keine Auslieferung von Carles Puigdemont durch die deutschen Behörden an den Spanischen Staat! Das Konflikt in Katalonien und die Aushöhlung der Demokratie überhaupt durch den Spanischen Staat ist eine europäische Angelegenheit mit internationalen Folgen.
  • Visca la República Catalana! Visca la llibertat dels pobles ! Visca la llibertat d’expressió! Visca la Democracia!

CDR Berlín, Comitè de solidaritat amb Catalunya, CUP, ANC Deutschland




Sunday, 01.04.2018
Rally | 12 midday | Berlin

No extradition of Carles Puigdemont to the Spanish state by the German authorities

One week ago, Carles Puigdemont, the president of Catalonia, was arrested in Schleswig-Holstein. The arrest was based on an international arrest warrant issued by the Spanish government against 13 Catalonian politicians who were accused of rebellion. Puigdemont is currently in custody in the JVA Neumünster, where a decision will be made about his extradition.

The background is a banned referendum from 1 October 2017, which was brutally suppressed, together with the parliamentary elections last year, in which the Catalonian people – highly disappointed by the failure of the central government to enter meaningful dialogue – voted for independence from the Spanish state.
The origin of all this harm lies in the new Catalonian statute of 2005. Catalonia should have been allowed more autonomy. After several changes, the statute was ratified by the Spanish parliament of the time and signed by the king. The People’s Party (PP), now in government still did not like the statute. They contested the statute, and in 2010 many paragraphs were removed or changed, causing the withdrawal of rights and responsibilities that had just been recognized. Outrage among the Catalonian population was especially triggered by the manner in which the statute collapsed. The attacks against countless initiatives and laws by the Catalonian government have been growing ever since.
Catalonian society sees independence as a fight for a break with post-Francoism, a constitutional process, self-organisation, social reforms and a society based on solidarity. “Sovereignty” is understood here as a synonym for the political and democratic right to choose by the people.
The post-Franquiist Spanish regime, under the leadership of the reactionary president Mariano Rajoy, is reacting to these aspirations with harsh repression: police violence, disempowerment of Catalonian autonomy and random arrests. It is trying to crush the Catalonian freedom movement with long jail sentences for representatives of the aspiration to independence.
The repression has come to affect anyone throughout Spain who expresses criticism of the government or the crown. The new so-called “gagging law” has massively limited freedom of speech, with rappers, Twitter users, artists and actors being imprisoned, subject to large fines or censored. The government is disturbed by the yellow ribbons which are worn in support of the freedom of political prisoners, and even by the colour yellow. At the same time, the scandalous corruption that is strongly rooted in the government and in the royal house is apparently no grounds for jailings or fines.
If the German government were to extradite Puigdemont, it would play into the hands of an authoritarian régime, and actively participate against progressive alternative models to the Europe-wide loss of democracy over many years. Extradition would also intensify the conflict.
If you want to learn from history, you should also remember Lluís Companys, who was extradited by the Nazis to the Franquists, who executed him in Barcelona. Even if no-one could imagine such an end in today’s Europe, the situation automatically provokes such gruesome memories in the Catalan people.

We demand the immediate release of president Puigdemont and an end to this persecution and oppression by judicial violence, where the central government distorts or makes up facts and laws at will. A significant number of recognised lawyers both in Spain as well as in Europe condemn all these irregularities and the failure to separate powers in Spain. Amnesty International and UNO have also severely criticised the human rights abuses in the case of Catalonia.

We demand a political solution to the conflict, which befits a democratic Europe of the 21st Century.
Freedom for all Catalan political prisoners! The conflict in Catalonia and the erosion of democracy by the Spanish state is a European issue with international consequences,

Visca la República Catalana! Visca la llibertat dels pobles ! Visca la llibertat d’expressió! Visca la Democracia!

CDR Berlín, Comitè de solidaritat amb Catalunya, CUP, ANC Deutschland

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